vom 08.04.2024

Ciao Enzo!

"Borsalino" schließt nach 43 Jahren

Siegburg. 1971 verließ Vincenzo Cristalli seine Heimat in Richtung Deutschland. Der junge Italiener, gerade 15 Jahre alt, arbeitete zunächst in einem Bonner Restaurant, dann, ab 1977, im Siegburger "Capanina" als Kellner. 1981 machte er sich selbstständig und eröffnete das "Borsalino" auf der Kaiserstraße. Nach 43 Jahren ist nun Schluss: Am Samstag feierte "Enzo" mit seiner Frau Mirella, die er als Gast kennenlernte, die später aushalf und schließlich Teil des Betriebs wurde, im Beisein von 300 Stammessern seinen Abschied. Dauerhaft nach Italien zurückkehren möchte der Wirt nicht. Siegburg ist seine - gar nicht mehr neue - Heimat.

Eva Amann-Brockhaus, "Borsalino"-Liebhaberin und Reporterin der "65er Nachrichten", hat für die Sommerausgabe der Seniorenzeitschrift ein Porträt des Paars geschrieben. Hier Auszüge vorab: 

Herr Cristalli wurde 1956 in Poggio Imperiale in Apulien geboren, als jüngster von vier Geschwistern. 1959 ging sein Vater nach Köln, um dort für die Eisenbahn zu arbeiten, keine einfache Situation für die Familie. 1971 emigrierte Herr C. mit gerade 15 Jahren ebenfalls nach Deutschland, ging aber nach Bonn, um dort in einem Restaurant sechs Jahre lang zu arbeiten. Scherzhaft meint er: "Damals gab es keine Integrations- oder Sprachkurse. Wir mussten es allein schaffen, hier irgendwie Fuß zu fassen." So lernte er Deutsch nach dem Handbuch "Deutsch für Italiener" und natürlich "von der Hand in den Mund", das heißt bei der Arbeit.

Wie macht man sich mit erst 25 Jahren, noch dazu als Deutschlandneuling, selbständig? Dies verschweigt der Cheffe seiner Interviewpartnerin nicht: "Unter meinen Bekannten gab es einen Banker, der mich mochte. Er hat mir damals eine Chance gegeben, und das werde ich ihm nie vergessen." Die zweite, noch größere Chance stellte sich ein, als Mirella, die Ehefrau in spe, bei ihm saß und aß. "Da hatte ich noch größeres Glück."

Bleibt die Fußballfrage zu klären, die keine Schneise in die Ehe schlägt, aber doch einen schwer überwindbaren Graben darstellt. Er, der Süditaliener, hält nicht zu Napoli oder Roma, sondern zum AC Mailand. Sie, die aus Vicenza im Norden stammend, fiebert mit Juve. Der gemeinsame Nenner ist, wie könnte es anders sein, der Effzeh. Und wenn im anstehenden Sommer ohne Öffnungszeiten in Deutschland um den EM-Titel gespielt wird, haben sie friedlich vereint "Forza Italia!" auf den Lippen.

Bürgermeister Stefan Rosemann gehörte am Samstag zu den Abschiednehmenden, wünschte dem Gastronom von Herzen eine ausgefüllte dritte Halbzeit. "Danke für 43 Jahre Gastfreundschaft in Siegburg. Grazie mille, caro amico!"

Foto: Enzo wird fehlen, kein Zweifel. Hier sagt Bürgermeister Stefan Rosemann Dank für die Italienkurzurlaube, die die Cristallis Siegburg bescherten.

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