Kreisstadt Siegburg
siegburgaktuell
vom 19.06.2008

Mühlen, Höfe und Brücken verschwanden im Wasser

Das versunkene Tal


Das Bild zeigt Erika Pottraz vor der Brücke zur Lüttersmühle
Siegburg. Einst ein idyllisches Tal inmitten der Natur, durch das sich in vielen engen Kurven der Wahnbach hindurchschlängelt, vorbei an der Lüttersmühle, dem benachbarten Gasthaus "Wahntaler Schweiz" sowie den beiden landwirtschaftlichen Anwesen Hillenbach und Petershof. Eine fast menschleere Landschaft, lediglich rund 20 Personen wohnten im heutigen Stauraum der Wahnbachtalsperre. Sonst verborgen unter Millionen Kubikmetern Wasser, kommt das einst geflutete Tal in diesen Tagen wieder an die Oberfläche.

Der Wahnbachtalsperrenverband lässt Wasser ab, um die in die Jahre gekommene Asphaltdichtung der Dammkrone zu sanieren. Der Pegel wird insgesamt von 124 Meter über N.N um 24 Meter gesenkt. 34 von 41 Millionen Kubikmetern Wasser müssen raus. Eine nach Inbetriebnahme der Talsperre im Jahr 1958 erstmalige Aktion. Spannend ist es: Was blieb nach 50 Jahren von den damaligen Mühlen, Gehöften, Brücken und der damaligen Wahnbachtalstraße übrig? 15 Meter Pegelabsenkung sind bislang geschafft, neun Meter fehlen noch. Doch schon jetzt werden die ersten Zeitzeugnisse sichtbar. Etwa die Brücke an der Lüttersmühle. Ausgestattet mit zwei Mühlrädern zur Getreide- und Ölmahlung war sie, wie der Geschäftsführer des Wahnbachtalsperrenverbandes (WTV) Norbert Eckschlag erzählt, "Verkehrsknotenpunkt" des einstigen Wahnbachtals. 1645 erstmals erwähnt und bis 1803 gegenüber dem Minoritenkloster in Seligenthal abgabepflichtig, wurden von hier nach einem festgelegten Rhythmus die Ortschaften auf beiden Seiten des Wahnbaches, etwa Happerschoß, Heisterschoß, Schneffelrath, Umschoß und Neuenhaus angefahren, um bei den ansässigen Bauern das Getreide zum Mahlen abzuholen. Mühle und landwirtschaftlicher Betrieb waren im Eigentum der Familie Küpper, worauf die oftmals gebrauchte Bezeichnung "Küppersmühle" zurückzuführen ist. Jetzt gibt das Wasser recht gut erhaltene Reste der Brücke, die einst über den Wahnbach zur Mühle und der benachbarten Gasstätte führte, frei. Aus dem schlammigen Boden, vereinzelt finden sich hier vom Wasser gezeichnete Baumstümpfe und sogar Muschelstücke, ragen die Natursteine nach und nach heraus. Deutlich sichtbar in der lehmigen Mondlandschaft, zwischen steilen Uferböschungen und kleinen Bachläufen, die Grund- und Stützmauern des etwa 300 Meter von der Lüttersmühle im westlich angrenzenden Siefen gelegenen Hillenbachhofes, der sich bis zum Erwerb und Abbruch durch den Wahnbachtalsperrenverband im Besitz der Familie Wilhelm Hover befand. Nicht nur Gebäudereste, auch viele Erinnerungen kommen hoch. "Zu Anfang fühlten wir uns wie Heimatlose", erzählt Erika Potratz, geborene de Vries. Bis zu ihrem 11. Lebensjahr hat die heute 63-Jährige mit ihren Eltern, Großeltern und ihrer vier Jahre jüngeren Schwester zwischen Hühnern und Milchkühen auf dem ebenfalls im heutigen Stauraum gelegenen Petershof gewohnt. "Anfang der 50er-Jahre kamen Fremde ins bis dato ruhige Tal: Landvermesser und "Gastarbeiter" aus der Eifel, die Rodungsarbeiten im Wald durchführten. Wo bisher Viehherden in den Wiesen weideten, fuhren auf einmal riesige Bagger, um Boden zu bewegen und Schüttmaterial für den Staudamm zu transportieren", erinnert sie sich. Der Peterhof wurde als erster der landwirtschaftlichen Betriebe im Wahnbachtal geräumt. Nach dem Abriss der Scheune diente das Wohnhaus noch einige Zeit als Quartier für die Waldarbeiter. Dann musste auch das Haus, in dem Erika Potratz 1944 geboren wurde, weichen. "Meine Eltern bauten den Dachstuhl ab. Wir zogen um nach Kaldauen. In der Marienstraße wurde der Dachstuhl mitsamt der roten Ziegel wieder 1:1 aufgebaut". Sie erinnert sich an die Ausflüge mit ihrer Familie während des Einstaus. "Nach und nach versank unser Anwesen im Wasser, bis auf einmal, an einem Sonntag Nachmittag alles verschwunden war". Das Vieh wurde verkauft, die Katze durfte sie nicht mitnehmen. "Doch die habe ich unter meinem Wintermantel mit rausgeschmuggelt", erzählt sie schmunzelnd. Noch hat das Wasser die Reste des Hofes nicht frei gegeben, doch in extrem trockenen Hochsommern sei der an das Anwesen grenzende Bergausläufer "Hemmerschröcken" ab und an zutage gekommen. Die Frage, welche Gefühle sie damit verbinde, beantwortet die heutige Angestellte des Wahnbachtalsperrenverbandes mit einem kurzen Wort: "Freude!" Am Anfang sei sie noch traurig gewesen, mit dem neuen Zuhause in Kaldauen sei der Abschiedsschmerz dann jedoch recht schnell vergessen gewesen. Ihr Großvater hingegen, der vehement gegen den Bau der Talsperre war, verstarb kurz vor der Umsiedlung, als die Planierraupen und Rüttelgeräte anrückten und die Sprengarbeiten begannen. Ihr Vater, Jan de Vries, arrangierte sich mit den neuen Verhältnissen und fand sogar Arbeit beim WTV. 20 Personen mussten damals umsiedeln, alle erhielten Entschädigungen. "Es war ein faires Projekt. Der WTV kam den Bauern sehr entgegen", resümiert Potratz ohne jegliche Spur von Wehmut.

Ebenfalls noch unter den Fluten begraben ist die in Nähe der Staumauer gelegene Bogenbrücke über das Derenbachtal. "Bald werden auch ihre Reste zu sehen sein", informiert Eckschlag. "Uns erwartet eine spannende Zeit. Ich rechne mit einem hohen Besucheransturm."

Interessierte können das besondere Schauspiel mitverfolgen und Dinge sehen, die sonst verborgen sind. Der Damm ist aufgrund der Baumaßnahmen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Bis zum Wochenende werden Aussichtsplattformen, erreichbar von Hennef-Happerschoß und Seligenthal, und Informationstafeln errichtet. Der WTV bittet alle Besucher eindringlich, die Baustelle nicht zu betreten und außerhalb der Sperrzone zu parken. Am 1. Juli soll der Wassertiefststand erreicht sein. Die Sanierungsarbeiten dauern voraussichtlich zwei Monate. Mit den Winterniederschlägen soll die Talsperre zu Beginn des kommenden Frühjahres wieder aufgefüllt sein. Bis dahin werde die Wasserversorgung durch die beiden Grundwasserwerke in Sankt-Augustin Meindorf und Hennef sichergestellt, berichtet Eckschlag. Foto: Erika Pottraz vor der Brücke zur Lüttersmühle. Weitere Fotos über nachstehenden Link

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Im letzten Augenblick zurück

Boot am Haken


Das Bild zeigt den WTV-Kahn, der mit Hilfe eines Krans zu Wasser gelassen wird
Siegburg. Wasser (fast) weg, Boot (fast zu spät) zurück: Auch wenn der Pegel der Talsperre kontinuierlich sinkt, das Boot des Wahnbachtalsperrenverbandes wird dringend für die Entnahme von Wasserproben, die permanenten Qualitätsuntersuchungen in Labors dienen, benötigt. Vor zwei Wochen erlitt der Motor des Gefährts einen kapitalen Defekt, der vor Ort nicht repariert werden konnte. In einer Werft in Neuwied konnte der Schaden schließlich behoben werden. Den WTV-Kahn wieder zu Wasser zu lassen, gelang vor einigen Tagen nur mit Hilfe eines 220-Tonnen-Teleskop-Krans. Und gerade noch rechtzeitig, in den folgenden Tagen wäre dafür der Pegelstand bereits zu niedrig gewesen.

Heute Abend Viertelfinale gegen Portugal

Kick im Liegestuhl


Fußballfans sitzen in den Liegestühlen am S-Carre
Siegburg. Heute Abend erstes Viertelfinal-Spiel bei der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Portugal. Im "Sion" im S-Carrè ist wieder gemeinsames Fußballgucken angesagt. Wer zuerst kommt, kann in bequemen Liegestühlen Platz nehmen. Zum Relaxen bei einem ungefährdeten Sieg, oder zur Sicherheit, falls es einen "niederlegt", sollten Christiano Ronaldo, Nuno Gomes und Co. die Oberhand gewinnen. Schiede Deutschland aus, manch einer spränge im Carré im "Dreieck".

Beste Schülerinnen mit 1,0

Geschafft: Abi 2008


Das Bild zeigt die Abiturienten symbolisch aufgestellt zu einer 08
Siegburg. So sehen sie aus, die frisch gebackenen Abiturienten des Gymnasiums Alleestraße, die sich auf unserem Foto entsprechend ihres Abschlussjahrgangs symbolisch zu einer 08 aufstellten. 98 nunmehr ehemalige "13-er" erhielten vergangenen Samstag in der Schulaula ihre Abiturzeugnisse. 27 Abiturienten erreichten einen Notendurchschnitt mit einer eins vor dem Komma. Zwei Schülerinnen schlossen ihre gymnasiale Schullaufbahn mit 1,0, zwei Schüler mit 1,1 und drei mit 1,2 ab. Ingesamt 15 ehemalige Realschüler haben jetzt das Abi in der Tasche, davon die Beste mit einem 1,4er-Schnitt. Zudem wurde Eva Maria Ecker der "Apollinaire-Preis 2008" der Robert-Bosch-Stiftung überreicht. Der Preis würdigt außerordentliche Leistungen im Abiturfach Französisch und soll dazu beitragen, auch nach dem Abitur die Sprache des Nachbarlandes zu pflegen, sich mit der französischen Kultur auseinanderzusetzen und zwischenmenschliche Kontakte aufzubauen. Mit einer kostenlosen Mitgliedschaft in der physikalischen Gesellschaft und einem Buch erhielt Max Warkentin für hervorragende Leistungen den Physikpreis. Über die gleiche Auszeichnung im Fach Chemie freute sich Adriane Pyka. Neben ihrem Abitur legten Max Warkentin und Adam Winkelmeier zusätzlich mit großem Erfolg das Cambridge Advanced Certificate ab.

Neue Rutsche für Kleinkinder

Elternwunsch erfüllt


Das Bild zeigt die neue Rutsche
Siegburg. Eine neue Rutsche für Kleinkinder ergänzt seit heute das Angebot auf dem Spielplatz Im Jelsloch/Am Kannenofen. Mit der Installation des Spielgerätes kam Bürgermeister Franz Huhn dem Wunsch vieler Eltern nach, neben den Geräten für die etwas älteren Pänz auch ein Angebot für Kleinkinder zu schaffen. Morgen ist der Beton endgültig ausgehärtet, dann kann es abwärts gehen.

Komponistensalon im Kranz Parkhotel

Ehrung der Gewinner


Siegburg. Feierlich geht es beim Komponistensalon im Kranz Park Hotel in der Mühlenstraße zu. Dort werden am Samstag, 21. Juni, 15 Uhr, zum einen die Künstler geehrt, die als Sieger aus dem Kompositionswettbewerb hervorgegangen sind, zum anderen zeichnet Bürgermeister Franz Huhn die Familien aus, die beim Wettbewerb "Familien musizieren" gewonnen haben. Auf sie wartet unter anderem als Preis ein Gratis-Wochenende in der Landesakademie für Musik in Heek unter der Leitung eines pädagogischen und künstlerischen Dozentemas der Engelbert-Humperdinck-Gesellschaft. Für die Gewinner der Kompositionspreise steht insgesamt ein Preisgeld von 2.000 Euro zur Verfügung, darin enthalten der Sonderpreis des Vereins Humperdinck-Freunde Siegburg e.V. in Höhe von 250 Euro. Die Gewinner geben die ein oder andere Kostprobe ihres Könnens. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, die Musikschule bittet um Voranmeldung.

Weitere Informationen: Engelbert-Humperdinck- Musikschule, Humperdinckstraße 27, Telefon 02241/969737.

Opern und Arien mit dem Schubertbund

250 Sänger auf der Bühne


Das Bild zeigt den Fliersbachchor
Siegburg. Rund 250 Sänger zählen die von Direktor Heinz-Rolf Fliersbach und seiner Frau Ingrid Goethe-Fliersbach geleiteten Chöre. Auch der Schubertbund Siegburg gehört dazu. Am Sonntag, 22. Juni, 17 Uhr laden die Siegburger Sängergemeinschaft und die "Fliersbach-Chöre" in der Klosterkirche Sankt Augustin zu einem einmaligen Musikerlebnis ein. Unter der Leitung des Chordirektors Heinz-Rolf Fliersbach erklingen die berühmtesten Opernchöre und Arien etwa von Beethoven, Wagner, Verdi, Bellini und Puccini. Selma Harking, Sopran und Frans Fiselier, Bass-Bariton treten als Solisten auf. Am Flügel begleitet Professor Han-Louis Meijer, Den Haag. Eintritt 17 Euro. Karten im Stadtmuseum Siegburg und an der Abendkasse.

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