Kreisstadt Siegburg
siegburgaktuell
vom 07.11.2007

Jetzt wurde der erschütternde Abschiedsbrief entdeckt

Der Tod der Ilse Fröhlich


Ilse Fröhlich - Verzweifelt schied die Jüdin 1939 aus dem Leben
Siegburg. Ein erschütterndes Zeitdokument: "Wenn ihr diesen Brief bekommt, dann haben Rudi und ich uns erschossen". Mit diesen Worten beginnt der Abschiedsbrief der 20-jährigen Siegburger Jüdin Ilse Fröhlich, die mit ihrem Verlobten Rudolf Marx, katholisch, aus Bonn, am 13. Juni 1939 im Ostseebad Ahlbeck Selbstmord verübte. In tiefster Verzweiflung über den Terror des NS-Staates, der mit den sogenannten Nürnberger Gesetzen 1935 Heirat und außerehelichen Verkehr zwischen Juden und "Staatsangehörigen deutschen Blutes" unter Strafe gestellt hatte. "Rasseschande" hieß die Bezeichnung aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Das junge Paar sah keine gemeinsame Zukunft mehr. Jetzt tauchte im Zuge der städtischen Recherchen um das einst unter jüdischer Leitung stehende "Rhela"-Kaufhaus in der Bahnhofstraße der Abschiedsbrief von Ilse Fröhlich auf. Unsere Leserin Ida Schulz aus Niederkassel stellte ihn mit Fotos und einem historischen Zeitungsausschnitt Museumsleiter Klaus Hardung zur Verfügung.

Ilse Fröhlich kam am 11. Februar 1919 im Bonner Johanniter-Hospital zur Welt. Vater Michael Fröhlich besaß in der Kaiserstraße 20 ein Hutgeschäft, seine Geschäftsführerin Paula Degen übernahm später den Laden bis zum Jahr 1956. Zu ihrem Nachlass zählte der Abschiedsbrief, gelangte über deren Nichte an die Verwandte Ida Schulz.
"Mord oder Selbstmord - Mädchen bei Ahlbeck tot aufgefunden" lautete am 13. Juni 1939 die Schlagzeile einer örtlichen Zeitung des Ostseebades. Weiter hieß es: "Am Ahlbecker Strande wurde heute morgen ein Mädchen erschossen in einem Strandkorb aufgefunden. Neben ihr lag ein Mann, der durch einen Schläfenschuss schwer verletzt war. Wie wir erfahren, handelt es sich um eine Ilse Fröhlich aus Siegburg, die mit ihrem Begleiter aus Richtung Swinemünde gekommen ist. In einem Strandkorb hat der Begleiter, dessen Personalien nicht feststehen, mit der Pistole einen Herz- und Kopfschuss auf das Mädchen abgegeben. Die Schüsse wirkten tödlich. Er selbst brachte sich dann einen Schläfenschuss bei und wurde mit schweren Verletzungen der ärztlichen Behandlung übergeben". Nach polizeilichen Unterlagen wurde das Paar um 5.30 Uhr morgens aufgefunden. Dreieinhalb Stunden später wurde auf dem Ahlbecker Postamt der an "M. Fröhlich, Siegburg b. Köln, Kaiserstr. 20" adressierte und vor der Tat bereits aufgegebene Brief abgestempelt. Sein Empfänger riss den Umschlag, wohl in Sorge oder gar Vorahnung, offenbar hastig auf. Der in sauberer, nach fast 70 Jahren erheblich verblasster Sütterlin-Schrift mit Bleistift beschriebene, zweifach gefaltete Din-A-4-Bogen - ein tief erschütterndes und bewegendes Abschiedsdokument: Sein Text:
"Lieber Vater, liebe Degen! Wenn Ihr diesen Brief bekommt, dann haben Rudi und ich uns erschossen. Trotz aller Schwierigkeiten sind wir zusammengekommen. Ich danke Euch von ganzem, ganzem Herzen für alles, was Ihr für mich getan habt, denn mehr konntet Ihr wirklich nicht tun u. ich bin Euch so dankbar, denn Ihr habt mich sorglos leben lassen. Es ist alles Schicksal u. Bestimmung. Sicher, ich hab Euch viel Kummer gemacht, aber ich konnte nicht gegen mein Herz an. Vergesst den Schmerz u. all das, was ich Euch antue u. denkt daran, dass wir jetzt glücklich sind. Meine letzte Bitte ist nur, dass ihr Rudi und mich zusammen in ein Grab legt, wir können ja hier beerdigt werden. Ich flehe Euch an, erfüllt mir diese Bitte, damit ich wenigstens im Tode Ruhe habe. Meine Sachen sind in Bad Heringsdorf in Pension Hubertus Zimmer 29.
In Worten kann ich Euch meine Dankbarkeit für Eure Liebe nicht ausdrücken, denn Ihr habt ja mein Bestes gewollt.
Ich grüße und küsse Euch zum letzten Mal. Eure Ilse."

Die Erfüllung der letzten flehentlichen Bitte blieb Ilse Fröhlich verwehrt. Sie ist auf dem jüdischen Friedhof an der Heinrichstraße in einem Einzelgrab bestattet. Vater Michael Fröhlich wurde am 24. Juli 1942 gegen Mittag in Minsk/Weissrussland zusammen mit anderen Juden aus Siegburg und Troisdorf von den Nazis erschossen und in einem Massengrab verscharrt. Mehr zum Thema mit weiteren Bildern über den Link.

- weitere Informationen -

Notfällung an der Wahnbachtalstraße

Ahorn drohte zu brechen


Die Fällung des kaputten Ahorns an der Wahnbachtalstraße
Siegburg. Notfällung eines kaputten Ahorns an der Wahnbachtalstraße auf dem Parkplatz gegenüber der Dammstraße. Der große Baum drohte gestern Nachmittag auseinander zu brechen. Mitarbeiter des städtischen Baubetriebsamtes kappten zunächst die Krone und fällten anschließend den Stamm. Es kam nur zu geringen Verkehrbehinderungen.

Sanierungen an Fahrbahn der B 56

Auf- und Abfahrt gesperrt


Siegburg. Wegen Sanierungsarbeiten an der Fahrbahn gesperrt sind vom morgigen Donnerstag bis Samstagsvormittag die Auf- und Abfahrt der B 56/Nordumgehung an der Luisenstraße/Troisdorf. Umleitungen sind ausgeschildert.

Siegburger Literaturwochen

Eichendorff und Kafka


Joseph von Eichendorff
Siegburg. Im Rahmen der Literaturwochen lädt die Siegburger Theater- und Kulturprojekt GmbH zu weiteren Lesungen ein. Heute Abend, 19.30 Uhr, steht Joseph von Eichendorff im Mittelpunkt eines Vortrages von Peter Börner. Anlässlich des 150. Todestages des Dichters öffnet Börner mit Lichtbildern und Musikbeispielen die Tür zu einem authentischen Eichendorff, der viel mehr war als ein "Meister der Romantik". Seine autobiographischen Schriften zeigen unerwarteten Realismus und Humor. Für die musikalische Untermalung übernimmt die Sankt Augustiner Mezzosopranistin Evelyn Gleisert-Ohnheiser. Sie wird begleitet von der Konzertpianistin Blandine Höfer, Ruppichteroth.

Heute, 19.30 Uhr, in der Aula des Stadtmuseums
Karten, nur Abendkasse, 5 Euro.

Mit einer Veranstaltung des Bernstein-Verlages Bonn in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kafka-Gesellschaft finden die diesjährigen Literaturwochen morgen Abend, 19.30 Uhr, ihren Abschluss.
"Ein Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka als Theater - Solo mit Michael R. Scholze als Affe Rotpeter.

Ein Vortrag zeigt, wie's geht!

Schnelle Hilfe bei Erkältungen


Siegburg. Schon wieder erkältet! Die Nase kitzelt und tropft, der Hals kratzt und schmerzt, ein Krankheitsgefühl breitet sich aus. Da kommt schnelle Hilfe aus der Natur gerade recht.
Zusammen mit der Paul-und-Helena-Schmitz-Stiftung bietet die Volkshochschule Rhein-Sieg den entgeltfreien Vortrag für Senioren an. Wie Zwiebelpäckchen, Thymianauflage, ätherische Öle, Vitamine und Co. bei der Erkältungsbekämpfung helfen, erklärt die Referentin Marianne Treuer morgen, 8. November, um 15.45 Uhr im VHS-Studienhaus, Humperdinckstraße.
Die Teilnehmer probieren leckere Kräutertees, einen Erkältungscocktail und einen Gemüsesirup. Noch dazu gibt's Tipps für wohltuende entspannende Massagen.

Weitere Infos: Volkshochschule Rhein-Sieg, Susanne Postier, Tel.: 30 97-15

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